Was bedeutet Mantra?
Das Sanskrit-Wort Mantra setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen:
manas bedeutet „Geist, Bewusstsein”
tra bedeutet „Werkzeug“, wenn es an ein Wort angehängt wird
Mantra lässt sich also als „Werkzeug des Bewusstseins“ übersetzen. Oft findet man auch die Übersetzung „Schutz des Geistes”, doch dazu wurde mir von Sanskrit-Gelehrten gesagt, dass „Werkzeug des Geistes“, die akkuratere Übersetzung ist.
Mantren haben kraftvolle Klangschwingungen, Silben und Wörter, die in Meditation und spiritueller Praxis verwendet werden, um den Geist zu klären, von Gedanken, Tagträumen und Begrenzungen zu befreien und in einen fokussierten, klaren Bewusstseinszustand zu führen.
OM MANI PADME HUM
ist z.B. ein sehr bekanntes und viel rezitiertes buddhistisches Mantra aus Tibet. Die innere energetische Bedeutung dieses Mantras lässt sich einfach ausgedrückt als „Liebe und Mitgefühl für alle Lebewesen“ ausdrücken. Wer es genauer wissen will, schaut hier.
Mantren sind keine Sutren (Lehrtexte) und sie lassen sich oft nicht direkt wortwörtlich übersetzen. Traditionell gelten Mantren viel mehr als eine reine Energieform, die schon im Universum existiert, auch weil sie von anderen Yogis und Yoginis seit tausenden Jahren praktiziert und dadurch mit Kraft und Ausrichtung gefüllt werden.
Links ein Klickzähler, rechts eine Mala…
Verwendet man beides zum Zählen von Mantra oder Dharani. Malas werden traditionell im Hinduismus und im Buddhismus verwendet. Über die Jahre habe ich Malas in verschiedenen Formen und Anfertigungen (Holz, Samen, Stein, Knochen) und Größen: lange Malas mit 108 Perlen oder kurze Malas, die oft im Zen verwendet werden. Die langen Malas, die man sich um den Hals hängen kann, haben traditionell immer 108 Perlen.
Die 108 hat in der hinduistischen und der buddhistischen Tradition eine mystische Bedeutung, die du gern hier nachlesen kannst, wenn du das wissen willst. Ich habe auf meiner Reise im Jahr 2004 durch den nordindischen Himalaya in Manali mal eine Tibeterin gesprochen und sie nach der Bedeutung der 108 gefragt. Sie hatte eine sehr schöne simple Zen-Antwort für mich:
“Die 100 ist eine große Zahl. Das hast du was gemacht! Mach zehnmal 100 und du bist schon bei 1000. Und die extra acht in der 108? Die sind zur Sicherheit, falls du dich mal verzählt hast … Hahaha!“
Die Mala ist gerade für die Mantra Praxis ein sehr sinnvolles Werkzeug, womit ich nach jedem gesprochenen Mantra (still im Geiste, leise gesprochen oder laut gechantet) eine Perle weitergehe. Wenn ich an der sogenannten „Guru-Perle“ ankomme (eine exponierte, anders geformte Perle, meist mit einem Puschel), weiß ich, dass ich eine Runde rum bin.
Die Mala ist nicht immer zwangsläufig in meiner Hand, um die konkrete Anzahl der Mantren zu zählen, die ich praktiziere. Vielmehr ist die Mala auch in der Hand, um der Hand etwas zu tun zu geben. Das bindet die Achtsamkeit in den Körper und den Fokus auch haptisch auf das Praktizieren des Mantras.
Der Klickzähler wird z.B. auch in Südkorea schön länger für das Zählen von Mantren oder Dharanis (längere komplexe Texte oder eine Ansammlung von Mantren) verwendet. Ich habe den Klickzähler erst jetzt für mich entdeckt, ein befreundeter Zen-Mönch aus Korea hat mich inspiriert.
Ich praktiziere seit vielen Jahren die sinokoreanische Version der Nīlakaṇṭha Dhāraṇī, die Große Dharani des Mitgefühls. Es heißt, der Bodhisattva des Mitgefühls, Avalokiteśvara, habe diese Dharani praktiziert.
Gerade bei langen Spaziergängen draußen ist der Klickzähler eine sehr schöne, praktische Ergänzung, wenn man sich zum Beispiel vorgenommen hat, eine bestimmte Anzahl an Dharanis am Tag zu praktizieren.
Dann kann man auch mal pausieren, den Zähler weglegen und später wieder zur Hand nehmen, ohne dass man sich erinnern muss, bei welcher Zahl man stehengeblieben ist. Die Dharani immer den ganzen Tag zu halten, sogar im Schlaf oder beim Sprechen zu halten, ist möglich und eine sehr fortgeschrittene Praxis.
Während der langen 90-tägigen Schweige-Retreats in den koreanischen Zen-Klöstern konnte ich in meiner Praxis Phasen erleben, in denen die Dharani wie von selbst lief, völlig mühelos und ohne Unterbrechung. Das ist im städtischen Alltag doch etwas schwerer. Aber es lohnt sich dranzubleiben, egal ob mit oder ohne Mala, mit oder ohne Klickzähler.
Das Wichtigste ist immer: einfach machen!
Schon nützlich, so ein Mantra, oder?
Hast du Erfahrungen mit Mantra-Praxis oder Dharani?
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… im nächsten Teil gehe ich auf weitere Aspekt der Mantra-Praxis ein und stelle auch einige Mantren vor.